Samstagmorgen in Sandersleben kann zwei Seiten haben, ein etwas verregneter Morgen, Vögel zwitschern fröhlich, der halbe Platz schläft noch, man kann in Ruhe Kaffee trinken und frühstücken. Die Dusche frohlockt gleich neben an. Er kann aber auch an Verzweiflung grenzen, weil der Steuermann im Turm noch auf Sturmfahrt ist, sitzen und den Kaffee im Blickfeld behalten, neben Überwindung auch Kraft kostet. Kommunikation ist unmöglich, da ein totes Felltier die Zunge blockiert, der Hals schreit nie wieder Zigaretten, während du die Schachtel in der Hand hältst.

Die Dusche ist unerreichbar, da der Vorgang diese zu erreichen zweimal abbiegen beinhalten, aber die Gefahr sich dabei zu verlaufen, ist einfach zu groß.  Also sitzt du für alle offensichtlich, kraftlos am Tisch, betreibst Gehirnyoga dabei den Kaffee nicht aus den Augen verlieren. Vorbeigehende nicken dir verständnisvoll zu. 

Jetzt solltest du diesen Kaffee trinken, bevor er kalt ist, was Hand - Augen Koordination erfordert. Ein Blick auf die leicht erhobene Hand lässt dich zweifeln, ob das Zittern Parkinson, Entzug oder beginnende Leichenstarre ist. 

Jemand geht mit einer Flasche Bier an dir vorbei und du bekommst leichte Panikattacken, geh BITTE weiter! Kaltschweiß macht sich auf der Stirn breit, aber der Kaffee ist immer noch voll. Man könnte eine rauchen, um den Kopf etwas klarer zu bekommen, aber die Gefahr das jemand den Husten mitschneidet und damit Weltkriegsfilme vertont, ist auch zu hoch. 

Risikosport Familientreffen, Freitagabend wissen viele nicht auf welcher Seite des Samstagmorgen sie landen werden. Und jeder der jetzt lächeln muss, hat so nen Morgen erlebt in den Jahren! 

Mein Tipp, immer wieder, bei Filmriss gegen Mittag ne Runde um den Platz laufen, die anderen können deine Lücken füllen und nach 400 Metern hast den Film wieder zusammen. ;-).

Nach dem Frühstück, im Feuchtbiotop verlief der Tag normal, man saß mit der Familie irgendwo, wartete auf das Highlight am morgen, Die Dippelsbacher! Auch die hat der Regen nicht abhalten können, unseren Frühschoppen musikalisch zu unterstützen. In der Zeit rüstete sich (((EBM Radio))) für die jährliche Livesendung und man baute eine Mikro Funkstrecke auf um den Kornlauf und Fan Impressionen einzufangen. Dazu gabs neben dem einmaligen Mimo und Schranzi auch Beats auf den Sender. Wie weit man da mittlerweile ist, zeigen auch die Streams der DJ Sets egal ob vom Treffen oder WGT EBM Warm-Up.

Traditionen soll man Pflegen, daher vergeht wohl ein Jahr ohne Kornlauf.  Auch dieses Jahr fanden sich Mannschaften um der härtesten Asche bahn des Ostens zu trotzen, aufgrund des Bewuchses ist das derzeit sogar ne kleine Dschungelprüfung.   Gewinner sind schon mal alle Teams die da mitmachen! Helden die die sich den Pokal schnappen und das waren dieses Jahr die Maschienenstürmer, ver und gefolgt der Elektro Kernschrott Gruppe und mit Blaulicht hinterher die Feuerwehr Sandersleben!

Wenn Heino in die Birne dröhnt, das Bier verlockend aus der Ferne stöhnt. Ihr wisst. Dann heißt es ab auf den Beton, die live Musik beginnt bald. 

Samstag Opener war Endzustand "Ralle" Ralf Rönckendorf und Rudi Rüpel an den Tasten.  Und damit Musik, die mir persönlich ans Herz geht.  Ja, und es war wieder Gänsehaut, auch wenn nur wenige verstehen warum. 

Es war Mega! Absolut passender und gelungener Start in die Nacht. Auf dem Beton gut was los und damit schon mal viele Menschen an der richtigen Stelle versammelt. 

Jetzt waren die Leute einmal da also galt es die eingestaubten Hüften (echte wie künstliche) in Schwung zu bringen. Das übernahmen The Juggernauts. Peter Mastbooms und Mannen hatten sich in ihr typisches Outfit geworfen und warfen die Maschinen an.  Da war der erste Tanzalarm auf dem Beton und die Stiefelsohlen wurden beansprucht.  

Mit Negant war er Freitag auf der Bühne, mit In Absentia hatte er Deutschlandpremiere. Das etwas mehr Dark Electronic angelehnte Projekt von Tommy B. Kuhlmann. Der feuerte wie immer ne Nummer Druck ins feuchte Wetter und hielt damit die Leute stabil vor der Bühne. 

Sebastian Schleinitz und Andreas Schubert sind zwei Universen, wenn sie kollidieren setzt das ne Druckwelle frei, die erst mal ungebremst über den Sportplatz fegt. Diese Schockwellen sind allerdings absolut beabsichtigt und sorgen für einiges gehopse vor der Bühne. Der ganze Regenscheiß musste eh von den Klamotten runter. Planet 69 drückten einiges an Liebe und BPM in eure Ohren!

Das ich MRDTC noch einmal live in Sandersleben sehe, hatte ich für unmöglich gehalten. Aber BÄHM! Da waren sie und damit einmalige Titel von Alben die nichts an Charme verloren haben. Straight from Nothington feier ich heute noch wie damals. Sie sind rarer geworden, veröffentlichen seltener und meist nur im EP Format. Absolut geil die Nummer, ich war hin und weg!

Das offizielle Abrisskommando war dann ja mal Plastikstrom dieses Jahr. Die Jungs sind einmalig, authentisch auf der Bühne und hauen einen Flair raus, der seinesgleichen sucht. Absolut druckvolle Show mit irrem Einsatz und Herz! Sie pflügen durch alle Genres der elektronischen Musik und verleihen sich damit ein unverkennbares Gesicht, das man sofort raushört. Es war einfach nur Genuss!

Ein würdiges FT braucht ein würdiges Finale. Pankow und damit jemand der schon viele Jahre Gast des FT ist. Eigenwillig ist der Sound, hat aber irre viele Fans rund um den Globus. Dazu werden analoge Maschinen live geknetet, das druckvolle Intro säuselt mir jetzt noch im Ohr. Es war genail!